Vortrag im Rahmen der Deutschen Islam Konferenz: „Arbeitsmarkt und Muslime“

Muslime und Arbeitsmarkt - Vielfalt fördern, Potentiale besser nutzen

Fachtagung der Deutschen Islam Konferenz am 18.04.2012 : Mit dabei Rechtsanwalt Emre Hizli.

Rechtsanwalt Emre Hizli nahm am 18.04.2012 als Referent und Teilnehmer einer Podiumsdiskussion an der Fachtagung der Deutschen Islam Konferenz unter dem Titel „Muslime und Arbeitsmark“ teil. Er vertrat dabei auch den Unternehmerverband TIAD, dessen Vorsitzender er damals war. Die Einladung erfolgte durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF).

Rechtsanwalt Hizli erklärte sich gerne bereit, auf der besagten Fachtagung mehr unter Einbeziehung der unternehmerischen und rechtlichen Sicht zu dem Thema, das unter dem Oberbegriff „Diversity Management“ (Vielfaltsmanagement, Diversitätsmanagement) abzuhandeln ist, vorzutragen. Die Tagung hob die Vereinbarkeit von islamischer Religionszugehörigkeit und Arbeitsleben hervor, sollte Stereotypen neutralisieren, aber hauptsächlich auf das Potential verweisen, welches in einer interkulturellen Zusammensetzung der Arbeitnehmerschaft liegt.

Die Perspektiven des TIAD wurden seitens des BAMF als besonders wichtig eingestuft: „Die mittelständische Unternehmerschaft des TIAD verbindet Zuverlässigkeit, Innovationsfähigkeit und kurze Wege zwischen Geschäftsleitung und Angestellten mit internationalen, interkulturellem Wissen und - mit dem Bezug zur Türkei - tiefe Kenntnisse von einem Land mit überwiegend muslimischer Bevölkerung. Ihre Erfahrungen und Einschätzungen sind für das Gelingen der Tagung von großer Bedeutung“ , so das BAMF in seiner Mitteilung an TIAD im Vorfeld der Veranstaltung. Um dieser Verantwortung gerecht zu werden, aber auch um praktische Erfahrungen darzustellen, initiierte Hizli für den Vortrag eigens eine Fragebogenaktion, die er an zahlreiche Unternehmer in der Metropolregion Nürnberg adressierte mit der Bitte, den Fragebogen auszufüllen und zurückzusenden. Zahlreiche Unternehmer antworteten auf die Fragen und gaben so eine Grundlage für die, wenn auch nicht repräsentative, aber doch das Stimmungsbild vieler Unternehmer zeigende Auswertung, die Hizli vorgenommen und im Rahmen seines Vortrags auf der Fachtagung in seine Überlegungen mit einbezogen hat. Die Auswertung führte im Wesentlichen zu folgenden Ergebnissen:

a) Plädoyer für eine Unternehmenskultur, die die Chancen der Vielfalt erkennt und Ausdruck der Grundwerte der Menschenwürde, des respektvollen Umgangs miteinander ist.

b) Durchweg wurde der Glaube bekundet, dass Vielfalt zum Erfolg eines Unternehmens beiträgt. Viele Unternehmer betreiben bereits Diversity Management oder haben es zumindest vor. Soweit praktizierende Muslime vorhanden sind, wollen diese überwiegend auch ihre religiösen Bedürfnisse berücksichtigt wissen.

c) Im Wesentlichen wollen die praktizierenden Muslime frei an islamischen Feiertagen, keinen Kontakt mit im Koran verbotenen Lebensmitteln, Kantinenessen ohne Schweinfleisch und Alkohol. Weniger bestehen sie auf die Bereitstellung von Gebetsräumen, selbst eine Arbeitszeitverkürzung im Ramadan wollen sie zumeist nicht, auch keinen Sonderurlaub für die Pilgerfahrt, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Eine Religion nicht praktizierende Unternehmer geben an Feiertagen eher nicht frei; praktizierende Unternehmer schon. Soweit eine Kantine vorhanden ist, werden meistens die Belange von Muslimen berücksichtigt: Kein Kontakt mit Schweinfleisch / Alkohol wird überwiegend gewährleistet, bis auf einige Gastronomen, die auch Alkohol ausschenken / Schweinefleisch anbieten. Die meisten Unternehmer können / wollen keinen separaten Gebetsraum zur Verfügung stellen; eine Arbeitszeitverkürzung im Ramadan kommt größtenteils nicht in Betracht, auch kein Sonderurlaub für die Pilgerfahrt.

e) Deutsch-Türkische Zweisprachigkeit ist für die meisten Befragten eine Qualifikation. Die meisten können sich auch vorstellen, dass eine Frau mit Kopftuch Karriere im Unternehmen machen kann. In nur ganz seltenen Fällen hat es Konflikte in Betrieben gegeben, die auf islamische Religionszugehörigkeit zurückzuführen waren.

FAZIT: Die Fragebogenaktion spiegelt lediglich vereinzelte Mitglieder und Freunde des Unternehmerverbandes TIAD wieder. Die Berücksichtigung der religiösen Belange der Mitarbeiter macht auf jeden Fall Sinn; die Umsetzung im Einzelfall sollte einvernehmlich und offen mit der/dem Arbeitgeber/in erörtert und ausgehandelt werden. Die Wertschätzung durch Arbeitgeber gibt den Arbeitnehmern Selbstwertgefühl und Motivation, sich bestmöglich im Rahmen der Arbeitsabläufe einzubringen. Toleranz und Respekt schafft besseres Arbeitsklima, wenn Diversity Management ganzheitlich, auf die gesamte Belegschaft bezogen, betrieben wird.

Ansicht des Rechtsanwalts Hizli: Beidseitige Rücksichtnahme durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer wäre die optimale Situation (betriebliche Belange versus religiöse Belange). Natürlich ergeben sich Probleme bei Kleinstbetrieben und Betrieben des Mittelstandes: wirtschaftlicher Erfolg und eine etwaige christliche Prägung des Betriebes kann und darf insoweit aus Sicht der Arbeitnehmerin / des Arbeitnehmers nicht völlig ausgeblendet werden (losgelöst von rechtlichen Rahmenbedingungen – Durchsetzung der Rechte nicht um jeden Preis). Die Anerkennung der Vielfalt, Wertschätzung der Potentiale anders Denkender, Fühlender und Handelnder ist eine Frage der Haltung, denn sie betrifft Grundwerte der Menschenwürde, zunächst losgelöst vom Erfolg eines wirtschaftlichen Unternehmens. Vielfalt integriert und lässt teilhaben ! Gemeinsames Handeln für gemeinsame Ziele, so Emre Hizli in seinem Plädoyer für Diversity Management.

Weitere Informationen unter www.deutsche-islam-konferenz.de .

 

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